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AUS MIT „KEINE ZEIT!“

ÜBER DIE AUSZEIT IM ALLTAG, ZEITMANAGEMENT UND GEPLANTE SPONTANITÄT

Kennt ihr auch das Gefühl, dass euch die Zeit unter den Fingern wegrinnt? Das Gefühl rasend schnell vergehender Tage, Wochen, ja sogar Monaten oder Jahren, in welchen man sich eigentlich soviele Dinge vorgenommen hatte und danach rückblickend feststellen muss: vieles von dem was ich vor hatte blieb unerledigt. Oftmals sind es vor allem Dinge die man für sich selbst tun wollte, die verschoben und Alltagsnotwendigkeiten hinten angestellt wurden.

Der Aufschub

Warum ist es für viele Menschen so schwierig, vor allem in stressigen Lebensabschnitten, sich die Zeit für sich selbst zu nehmen? –  Gerade wo wir doch wissen wie wichtig es ist und wie gut es uns tut wenn wir mal einfach nur das machen, was uns Spass bereitet, mal keine Termine im Kalender zu haben und spontan in den Tag hinein zu leben oder uns bewusst Auszeiten für Dinge zu nehmen, die uns entspannen…

Wir selbst können davon ein Lied singen, denn in den Sommermonaten kam genau das Thema „Zeit“, bzw. Zeitmangel, mehrmals auf, mit all seinen positiven und negativen Begleitern. Als wir über die letzten Wochen mit unseren Veranstaltungen rund um Byron Katie und unserem neuen Programm im Herbst beschäftigt waren, wurde klar welches Herzblut in der Planung und Organisation dieser Events steckt. Es machte Spass, hob den Adrenalinspiegel und war auch durch die vielen kleinen Erfolgserlebnisse und Zwischenschritte oftmals anspornend und positiv besetzt.

Positiver und negativer Stress

Positiver Stress (Eustress) also, den wir Menschen nicht als belastend empfinden, sind diese Art von Aufgaben an welchen wir wachsen, die uns anspornen und zu neuen Erfahrungen und Höhen treiben können. Meistens haben wir in solchen Momenten auch nicht das Gefühl dass uns die „Zeit unter den Fingern wegrinnt“, man fühlt sich oftmals produktiv, voller Energie, positiv und kann es auch kaum erwarten an dem Projekt weiter zu machen. Dies ist spannend, denn wir erleben Lebensabschnitte in welchen viel passiert als kurzweilig, für unser Gehirn sind genau diese Zeiten rückblickend allerdings als „lange“ abgespeichert, eben weil wir durch viele Eindrücke und Erlebnisse viele Referenzpunkte haben. Den Gedanken, „das ist schon ewig her“, nach einer intensiven Zeit, kennen sicher viele von euch.

Interessant und auch wichtig sind häufig die Momente in welchen diese positive, anspornende Energie umschlägt in die negative Form von Stress, nämlich Disstress. Häufig wird es uns dann zu „viel“ und es treten  körperliche und mentale Stresssymptome auf und – wenn über einen längeren Zeitraum ausgesetzt – kann diese Belastung auch zu einer Krankheit werden. Das Paradoxon, gerade in stressigen Momenten die Dinge die uns wichtig sind, die uns Spass machen und uns entspannen, die Aus- und Ruhezeiten die uns entlasten, zurückzustellen und hinter den To-Do Listen zu priorisieren, ist ein wirklich spannendes.

Wann ist eigentlich „jetzt“?

Warum befinden wir uns immer wieder in Lebensschleifen in welchen wir die uns wichtigen Dinge hinten anstellen, obwohl wir klar wissen wie essentiell diese für uns sind? Wieso schieben wir unsere Träume und Wünsche auf („wenn erst mal das erledigt ist, dann….“) statt diese im Jetzt, in der Gegenwart zu leben?

Wer kennt sie nicht diese Geschichten von Menschen die z.B. immer auf die Pension verwiesen haben in der sie dann die tollen geplanten Reisen „nachholen“ wollten zu denen es leider nie gekommen ist? Jeder von uns kennt wahrscheinlich Beispiele von Schicksalsschlägen wie Unfälle oder Krankheiten, von lebensverändernden Situationen aus welchen man rückblickend klar sagen kann „hätte ich doch damals…..“. Haben diese Menschen auch wirklich geglaubt dass ihnen eines Tages in der Zukunft mehr Zeit zur Verfügung stehen wird? Wann soll denn diese Zukunft in unseren Köpfen eigentlich sein? Am nächsten Wochenende, im Sommer wo nicht soviel los ist, im Urlaub oder doch erst in ein paar Jahren wenn wir in Ruhestand sind oder gar im Schaukelstuhl sitzen?

Wieso sind wir Menschen häufig in einer wiederkehrenden Situation wo man, trotz toller Erfolge und Leistungen, nicht ganz glücklich und entspannt lebt und merkt dass die Tätigkeiten die man eigentlich gerne macht und einem gut tun, hinten anstellt. Eine Kostprobe? Häufig sind unsere Ziele und Sehnsüchte uns gesund zu ernähren, mehrmals in der Woche Sport bzw. Yoga, zu meditieren, ein – oder gleich mehrere Bücher zu lesen, mehr zu worken, den Terminkalender unter Kontrolle zu bringen und Pausen leben, mal wieder Gitarre spielen, malen oder bewusst eine Platte mit einem Glas Rotwein hören. Für uns alle gibt es zahlreiche Beispiele und wenn wir uns diese Situation ins Bewusstsein holen, steigt häufig auch der Frustrationslevel an. Dieser ist oft eng verbunden mit Selbstvorwürfen „warum man es denn nicht schafft“ oder anderen belastenden Überzeugungen die uns aber auch genau solche kritischen Momente leichter identifizieren lassen.

Selbstsabotage und Selbstfürsorge

Glauben wir wirklich dass unser chronischer Zeitmangel nur ein vorübergehendes Phänomen ist? Wird sich das realistisch in der Zukunft ändern? Vor allem wenn wir unsere Vergangenheit betrachten ist oftmals die Erkenntnis klar, dass wir bereits jahrelang, manchmal Jahrzehnte in den gleichen Mustern leben und wir immer wieder ähnliche Entschuldigungen und Gründe finden „warum es denn jetzt gerade nicht geht“. Fühlt sich nicht gut an? Wo ist denn unsere Selbstfürsorge, vor allem in den Situationen wo uns unser innerer Antreiber wieder mit seiner Peitsche vorantreibt.

Ein Indikator den Stress frühzeitig zu erkennen ist tatsächlich das Körpergefühl und die Signale die dieser tolle Körper aussendet. Hier ist also Achtsamkeit hilfreich, viele Menschen schaffen dies mittels einer täglichen Meditation. Nur ist das nicht genau das, was wir in stressigen Situationen hinten anstellen? Genau, deshalb also ein Risikofaktor wenn man die Zeiten für sich selbst nicht auch einplant. Jeder hat hier unterschiedliche Wege wie dies in die Tages- oder Wochenplanung einfliessen könnte.

Geplante Spontanität – Tägliches Miniretreat

Unsere beste Erfahrung war tatsächlich ein täglicher Blocker für „Me-Time“, also eine Auszeit für uns, ein Miniretreat am Tag um überhaupt die Möglichkeit zu haben sich  zu spüren. Dabei macht es einen Unterschied, das bewusst zu machen und nicht einfach Zeit zu „verplempern“ oder vor dem Computer verstreichen zu lassen. Ein Lieblingsplatz, ein Lieblingstee, ein Lieblingsduft, einen Lieblingsspaziergang, einen Lieblingssong, ein entspannendes Bad … diese Quality Time mit dir richtig zu zelebrieren. Als Kopfmensch ist es hier unter Umständen besonders schwer, denn der Geist wird laut und will einem mitteilen dass „eh alles unter Kontrolle ist“, man die „Auszeit heute ausfallen lassen kann“ oder „etwas anderes heute sicherlich wichtiger ist“ und man sich doch noch später die Zeit gönnen kann. Hier ist also Selbstdisziplin, Selbstfürsorge wichtig. Weiters hat uns auch das Eisenhower Prinzip zur Einteilung von Tätigkeiten, von denen wir ursprünglich immer denken sie wären alle superwichtig, sehr weitergeholfen.

Priorisierung & Disziplin

Hier geht es darum sich mal zu vergegenwärtigen welche Dinge denn alle zu tun sind, und diese danach in deren Wichtigkeit und vor allem auch Dringlichkeit einzuteilen. Daraus ergeben sich dann 4 Kategorien:

Natürlich ist dies eine sehr pragmatische und grobe Einteilung, allerdings bewirkt die Auseinandersetzung mit den Themen bereits etwas und es ist einfacher sich realistisch die Zeiten einzuteilen, denn für uns alle – kein Mensch ist hier eine Ausnahme – hat der Tag nur 24 Stunden. Auch wenn wir mit dieser Zeit persönlich-spezifisch anders verfügen und unterschiedliche Bedürfnisse haben, geht es schließlich darum, genau auf diese Acht zu geben und Wert zu legen. Also, wo teilt ihr euch eure Auszeit für euch selbst ein? Wo und wieviel Platz ist euch wirklich wichtig für die freudigen Dinge zu lassen und kann man Spontanität planen?

Gedanken als Wegweiser

Beobachtet beim Ausprobieren auch eure Gedanken. Die sind der beste Wegweiser in welcher Phase ihr euch befindet und wenn ihr mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden seid, knöpft euch einfach mal eure (Selbst-) Vorwürfe vor und seht euch eure belastenden Gedanken an.

Wie wir gestern selbst nochmals nachgelesen haben ist „Zeit“  ein sehr viel erforschter, und dennoch unklarer Begriff. Denn Zeit bleibt bislang meist relativ. Allgemein wird Zeit als „Ablauf, Abfolge von Ereignissen oder Augenblicken, Stunden, Tagen oder Wochen“ definiert. Soziologen meinen, die Zeitstruktur entlastet uns Menschen, da die festgelegten Zeitrhythmen (z.b. Minute, Stunde, Tag, Monat etc) uns bei der Verwaltung unserer Angelegenheiten, Pflichten, Handlungen und Koordination behilflich sind. Die markanteste Eigenschaft von Zeit bleibt, dass es immer nur eine gewisse Stelle zu geben scheint, die wir tatsächlich erleben können. Die Gegenwart. Die Zeit fliesst und bewegt sich von Vergangenheit (die wir kausal nicht mehr beeinflussen können) Richtung Zukunft (die wir glauben beeinflussen zu können). Erleben können wir allerdings nur im Jetzt, niemals in der Zukunft. Dies sollte eigentlich das größte Argument sein, nicht mehr aufzuschieben.